Interview  (v. l. n. r.) Ruth Arndt-Hoerder, Referentin für Kultur und Internationales, und Obaid ur Rehman, Studierender des „Renewable Energy Managements“ an der Technischen Hochschule Köln

Xmas Eve – Keine*r allein zuhaus

Ruth Arndt-Hoerder   und Obaid ur Rehman   ließen im Restaurant Mangos, wo der erste Xmas Eve für internationale Studierende stattfand, den Heilig Abend Revue passieren und erinnerten sich gerne an die Highlights zurück.

Interview: Cornelia Gerecke | Text: Michelle Niehenke | Fotos: Laura Blome

Während der Pandemie waren internationale Studierende oft sehr isoliert. Weit weg von Familie und Freund*innen verbrachten sie im digitalen Home-Studium viel Zeit allein in ihren Wohnheimzimmern. Das Wintersemester 2021/2022 versprach Hoffnung auf ein Ende der einsamen Zeit und Ruth Arndt-Hoerder startete endlich wieder mit der Planung von Events im Bereich Kultur und Internationales. Im Interview verraten sie und Obaid uns unter anderem, was allein ein gemeinsamer Weihnachtsabend, den wir mit Xmas Eve betitelten, bewirken kann.

Auch 2021 mussten Sie lange auf das verzichten, was Sie am liebsten machen: kulturelle Veranstaltungen für internationale Studierende planen. Wie sind Sie dann im Wintersemester 2021/2022 gestartet? 

Arndt-Hoerder: Am 25. November ging es mit einer Traditionsveranstaltung los: dem Info-Abend zum Thema Aufenthaltsrecht, den wir in Zusammenarbeit mit der Ausländeramt der Stadt Köln anbieten. Es ging für die internationalen Studierenden häufig darum, welche Bedingungen für das Aufenthaltsrecht eingehalten werden müssen, wie die Aufenthaltsgenehmigung beantragt wird und welche Voraussetzungen erfüllt werden müssen, damit man nach dem Studienabschluss in Deutschland arbeiten darf.

 

War die Veranstaltung trotz Corona gut besucht?

Arndt-Hoerder: Das war sie auf jeden Fall. Dieses Mal hatten wir über 200 Teilnehmer*innen und damit hatten wir nicht gerechnet. Das zeigt das große Interesse an diesen Themen. Alle Studierenden haben ganz aufmerksam dem Vortrag von Frau Lange, unserer Ansprechpartnerin der Ausländeramt in Köln, gelauscht. Anschließend haben sie und ihre Kolleg*innen die Studierenden noch individuell beraten. Thema waren hier oft leicht zu klärende Fragen, die aufgrund der Pandemie nicht bei persönlichen Besuchen im Ausländeramt oder bei Telefonaten mit den Mitarbeiter*innen besprochen werden konnten. Das war bei unserem Infoabend ein super Service. 

 

Im Hinblick auf die Planung und Sicherheitsvorkehrungen war dieser Infoabend bestimmt aufwändiger als sonst, oder?

Arndt-Hoerder: Ja, das kann man so sagen. Allein weil wir bis zum Schluss gebangt haben, ob der Infoabend überhaupt stattfinden kann. Denn während der Planungszeit wurden die Bedingungen, unter denen Veranstaltungen stattfinden durften, immer weiter verschärft. Mit Einlasskontrollen, der Prüfung des Impfstatus und einer FFP2-Maskenpflicht konnten wir die Studierenden zum Glück willkommen heißen.

„Wir hatten an unserem Tisch so viel Spaß, dass alle anderen dachten, wir kennen uns schon ewig.“
Obaid ur Rehman

Wie war das Feedback auf die erste Präsenzveranstaltung nach der Pandemie-Pause?

Arndt-Hoerder: Schon die Teilnehmerzahl hat uns gezeigt, dass Veranstaltungen wie diese sehr wichtig für internationale Studierende sind. Sie nehmen aus diesem Infoabend immer viel mit. Und in Präsenz konnten sie sich endlich – auf Abstand – persönlich untereinander austauschen. Außerdem hat das Sozialberatungsteam des Werks seine Angebote kurz vorgestellt und auf das Mensa-Freikarten-Angebot des Werks hingewiesen. Ich habe im Vorfeld bei internen Besprechungen wie dem Runden Tisch   mitbekommen, dass die internationalen Studierenden sehr unter der Isolation und der finanziellen Situation leiden. Weil wir aber noch mehr als rein finanzielle Unterstützung bieten wollten, ist zum ersten Mal die Idee für ein Weihnachtsdinner – unseren Xmas  Eve  entstanden.

 

Eine sehr schöne Idee, da viele internationale Studierende den 24. Dezember sonst in ihren Zimmern verbracht hätten. 

Arndt-Hoerder: Genau, und wir wollten sie auf keinen Fall allein lassen. Also haben wir erstmal geschaut, was machbar ist – hinsichtlich der Location, dem Essen und einem kleinen Abendprogramm. Weil es in den Mensen vom Werk aufgrund der Kurzarbeit nicht möglich war, haben wir uns ein Restaurant auf der Zülpicher Straße ausgesucht. Mit der Unterstützung von den International Offices der Hochschulen und der Katholischen Hochschulgemeinde haben wir gemeinsam ein Budget von ca. 40 Euro pro Person auf die Beine gestellt. Dafür konnten wir den Studierenden wirklich etwas Schönes anbieten: von einem Begrüßungssekt bis zu einem festlichen Drei-Gänge-Menü mit Getränkebegleitung. 

 

Das hört sich nach einem perfekten Weihnachtsdinner an. Und wie haben die Studierenden davon erfahren?

Arndt-Hoerder: Wir haben zum einen auf unserer Website dafür geworben und zum anderen alle International Offices einbezogen. Die sind dann an ihrer jeweiligen Hochschule aktiv geworden und haben die Studierenden eingeladen. Wer beim Weihnachtsdinner dabei sein wollte, musste sich im Vorfeld anmelden und einen Eigenanteil von 

5 Euro überweisen. So wollten wir sichergehen, dass die Studierenden sich verbindlich anmelden und wir etwas mehr Planungssicherheit haben. Insgesamt waren es dann ca. 60 Studierende, mit denen wir am Heiligabend ab 18:00 Uhr unseren Xmas Eve gefeiert haben – selbstverständlich Corona-konform unter 2G-Plus-Bedingungen. 

„Deswegen wäre es schön, wenn das Weihnachtsdinner Xmas Eve zu einem festen Veranstaltungstermin würde.“
Ruth Arndt-Hoerder

Obaid, du warst einer der 60 Studierenden. Erzähl uns doch mal von deinen persönlichen Eindrücken. 

Obaid: Ich habe mich riesig auf das Weihnachtsfest gefreut und war deswegen schon eine Stunde vor Beginn dort. Frau Arndt-Hoerder kam direkt heraus und hat mir ein Begrüßungsgetränk angeboten. Da ist schon das erste Eis gebrochen. Als später alle Studierenden da waren, war die Stimmung super. Wir hatten an unserem Tisch so viel Spaß, dass alle anderen dachten, wir kennen uns schon ewig. Dabei haben wir uns auch erst an diesem Abend kennengelernt. 

 

Gibt es einen Programmpunkt, der dir besonders gut gefallen hat?

Obaid: Eigentlich war es das Gesamtpaket. Angefangen beim Essen: Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Gänsekeule mit Knödeln und Rotkraut probiert. Ein typisches Weihnachtsgericht, das mir wirklich sehr gut geschmeckt hat. Danach kam das Wichteln, bei dem Herr Dr. Wilsberg in einem Weihnachtsmannkostüm unsere mitgebrachten Päckchen verteilt hat. Zu jedem Geschenk hatte er einen lustigen Spruch parat. Und dann gab es noch das musikalische Programm, weil gemeinsames Singen irgendwie zum klassischen Weihnachtsfest dazugehört. Die Begleitung auf der Harfe durch Ari, eine studentische Mitarbeiterin aus der Unternehmenskommunikation des Werks, im Engelsoutfit hat perfekt zu Stille Nacht, heilige Nacht gepasst – auch wenn es bei uns später noch etwas ausgelassener und lauter wurde. 

 

Das klingt nach einem sehr gelungenen Weihnachtsabend. Frau Arndt-Hoerder, was war ihr Highlight?

Arndt-Hoerder: Ich fand es schön mit anzusehen, wie Studierende verschiedener Nationalitäten, die sich vorher noch nie begegnet sind, innerhalb von kürzester Zeit zusammenwachsen und einfach Spaß haben. Nach dem anfänglichen Kennenlernen hat man richtig gemerkt, wie die Spannung bei allen abgefallen ist und sie den Abend in Gemeinschaft genossen haben. Manche konnten sogar feststellen, dass ihre Tischnachbar*innen im selben Wohnheim wohnen. Also beste Voraussetzungen für den Anfang vieler Freundschaften. Allein deswegen wäre es schön, wenn das Weihnachtsdinner zu einem festen Veranstaltungstermin würde.

Obaid: Das kann ich nur bestätigen. Ich habe hier tolle Leute kennengelernt, mit denen ich mich seit Weihnachten regelmäßig treffe. Die einsame Zeit und die Isolation im Wohnheimzimmer in Rodenkirchen ist endlich vorbei. Dieser Xmas Eve war mein wirklicher Start in Köln und ins Studium in Deutschland. 

Obaid ur Rehman studiert seit Oktober 2021 den Masterstudiengang „Renewable Energy Management“ am Institut für Technologie- und Ressourcenmanagement in den Tropen und Subtropen (ITT) der Technischen Hochschule Köln (TH). Er wohnt seitdem im Einzelzimmer im Studierendenwohnheim Rodenkirchen. 

Obaid schloss sein Bachelorstudium Maschinenbau an der NED University of Engineering & Technology in seiner Heimatstadt Karatschi, Pakistan, ab. Anschließend arbeitete er dort mehrere Jahre im Projektmanagement von Greenfield-Projekten für Öl und Gas, thermische und erneuerbare Energien, Kohlebergbau und Stromerzeugung, bevor er sein Studium der Erneuerbaren Energien an der TH Köln begann. Obaid ist leidenschaftlich an neuen Technologien interessiert und wird ab dem nächsten Semester an der University of British Columbia in Kanada für die TH im Bereich Erneuerbare Energien forschen.

Ruth Arndt-Hoerder begann 2001 als Elternzeitvertretung in der Pressestelle des Kölner Studierendenwerks und baute ab 2005 das Referat Kultur & Internationales auf, da sie in den Jahren zuvor schon aus der Pressestelle heraus über DAAD-Ausschreibungen Veranstaltungen für internationale Studierende konzipierte und organisierte. Diese Veranstaltungen, wie die Multi-Kulti-Küche und Willkommensveranstaltungen für internationale Studierende, aus denen später der Rathausempfang entstand, bildeten den Grundstein von Kultur & Internationales und wurden im Laufe der Jahre durch weitere Veranstaltungen und Projekte ergänzt.

0
internationale Studierende bei Infoveranstaltung Aufenthaltsrecht
0
internationales Studierende beim Xmas Eve
0
Wichtelgeschenke