Interview (v.l.n.r: Klaus Wilsberg, Andreas Krämer, Erdinҫ Arslan, Fabian Gödderz)

Nachhaltiger nutzen

Auf dem Dach des Wohnheims Opladen tauschten sich Erdinç Arslan , Fabian Gödderz und Andreas Krämer  über ihre Perspektiven auf die nachhaltige Gestaltung und Nutzung der Liegenschaften des Werks aus.

Interview und Text: Klaus Wilsberg | Fotos: Laura Blome

Unsere Liegenschaften spielen für die Nachhaltigkeits-Bilanz des Werks eine wichtige Rolle. Hier sind Ideen und Konzepte für technische Entwicklungen sowie für Nutzung und Vermietung gefragt.

Herzlich willkommen hier auf dem Dach unseres Wohnheims Opladen. Wir haben bewusst dieses Wohnheim als Ort für unser Gespräch gewählt, weil es durch die hier installierte Photovoltaik-Anlage besonders symbolträchtig für unser Streben nach mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ist. Herr Krämer, was macht die PV-Anlage hier so besonders?

Krämer: Tatsächlich haben wir hier eine besondere Konzeption umgesetzt. Die PV-Anlage wurde in der Ost-West-Ausrichtung installiert und erzeugt so über den Tag verteilt sehr gleichmäßig Strom. Wir erzeugen täglich etwa 40 kWh Strom, den wir zu ca. 80 % vor Ort selbst nutzen, ohne Energiespeicher einsetzen zu müssen. 

 

Nun sollen ja in weiteren Liegenschaften PV genutzt werden. Wie gehen Sie da vor? Wo stehen wir in diesem Punkt aktuell?

Krämer: Um Photovoltaikanlagen platzieren zu können, müssen zunächst geeignete Flächen ermittelt werden. Kriterien wie zum Beispiel Eigentumsverhältnisse und technische Anforderungen sollten dabei berücksichtigt werden. Es wurden alle 47 Standorte aufgenommen, an denen das Werk Strom direkt von Versorgern bezieht. Nach dieser ersten Potenzialabschätzung verbleiben noch ca. 20 Standorte, die infrage kommen könnten.

An diesen 20 Standorten sind dann noch viele technische Fragen zu klären, bspw. die Verschattungssituation, Dachzustand, Montagemöglichkeiten, Lastkurvenanalyse zur Dimensionierung, Statik, Leitungsführung, ggf. der Einsatz von Energiespeichern und die Wirtschaftlichkeit.

„Wir haben eine Klientel auf Zeit, teilweise bleiben die Studierenden nur wenige Monate, denken Sie zum Beispiel an die ERASMUS-Studierenden. Das stellt uns vor große Herausforderungen in der Kommunikation, auch beim Energiesparen.“
Fabian Gödderz

Nun haben wir ja nicht nur die technischen Komponenten und die Erzeugung von Energie, sondern auch den sparsamen Umgang mit diesen Ressourcen durch unsere Mieter*innen. Herr Gödderz, wie fördert man die nachhaltige Nutzung unserer Wohnungen?

Gödderz: Ich möchte vorwegschicken, dass sich die allermeisten Bewohner*innen vernünftig verhalten und helfen, Energie zu sparen. Dennoch müssen wir immer wieder darauf hinweisen, wie wichtig das Thema ist. Nach Ausbruch des Kriegs in der Ukraine waren die Energiepreise ja dramatisch gestiegen. Da haben wir gemeinsam mit dem Deutschen Studentenwerk und der Unternehmenskommunikation die Aktion myenergychallenge genutzt, um Energiesparen zu pushen.

 

Aber viele Studis bleiben ja nicht so lange bei uns, oder?

Gödderz: Richtig. Diese Besonderheit unseres Arbeitsfelds muss man deutlich sehen. Wir haben bei den Wohnheimplätzen einen sehr hohen Umschlag pro Jahr. Von unseren 5.000 Wohnheimplätzen werden jedes Jahr 3.000 neu vermietet. Wir haben eine Klientel auf Zeit, teilweise bleiben die Studierenden nur wenige Monate, denken Sie zum Beispiel an die ERASMUS-Studierenden. Das stellt uns vor große Herausforderungen in der Kommunikation, auch beim Energiesparen.

Arslan: Ich möchte hier etwas zu bedenken geben: Ich glaube, dass wir unser durchaus bewährtes Konzept der Warmendmieten überdenken müssen. Denn am Ende ist die Steuerung über den Geldbeutel sicher wirksamer als über Werbung und Aufrufe. Ich weiß, technische Lösungen für die Verbrauchsmessungen würden uns sehr viel Geld kosten, aber bei Neubauten könnte man es versuchen. Man könnte zum Beispiel mit Strom heizen und die Energie per Vorkasse verkaufen.

„Ich würde mich freuen, wenn wir bei Neubauprojekten experimenteller vorgehen, Sachen einfach mal austesten.“
Erdinҫ Arslan

Herr Arslan, Sie sprechen das Thema an: Wir können die schönsten und nachhaltigsten Häuser bauen – was bringt es, wenn wir diese im Anschluss nicht nachhaltig nutzen? Was könnten Sie sich für unsere Häuser vorstellen, um Ressourcen zu schonen?

Arslan: Ich würde mich freuen, wenn wir bei Neubauprojekten experimenteller vorgehen, Sachen einfach mal austesten. Photovoltaik muss einfacher und kostengünstiger werden. Eine sehr konkrete Idee: Warum nutzen wir nicht Duschwasser für die Toilettenspülung anstelle von kostbarem und teuer aufbereitetem Trinkwasser? Die Böden könnten wir auf Linoleum umstellen, was in der Produktion nachhaltiger ist als PVC, allerdings auch pflegebedürftiger. Die Außenanlagen könnten wir stärker für Begrünung nutzen, auch das macht unsere Liegenschaften und unsere Städte nachhaltiger und lebenswerter.

 

Herr Krämer, noch eine abschließende Frage zu unseren Betrieben in der Hochschulgastronomie (HSG). Bei der Herstellung der Speisen wird ja viel Energie verbraucht. Wie können wir hier besser werden?

Krämer: In einigen unserer Betriebe wird Fernwärme genutzt. Fernwärme ist – mit der Nähe zu Heizkraftwerken – eine komfortable und klimaschonende Art der Wärmeversorgung. Die Rheinenergie produziert Fernwärme mit Kraft-Wärme-Kopplung. Dabei wird Erdgas eingesetzt, um gleichzeitig Strom und Wärme zu erzeugen. Bei der Stromgewinnung entsteht Abwärme, die wiederum Wasser erhitzt, bevor dieses seinen Weg durch Leitungen zu den Häusern der Stadt findet. Hat das Wasser seine Wärme abgegeben, wird es zurück ans Heizkraftwerk geleitet, und der Kreislauf beginnt von neuem.

Über die Kraft-Wärme-Kopplung wird die eingesetzte Energie zu mehr als 85 Prozent ausgenutzt. Dadurch sinkt der CO2-Ausstoß gegenüber anderen konventionellen Techniken der Energieerzeugung auf ein Minimum.

In den Betrieben der HSG wurden zwei Mitarbeiter*innen zu Energiescouts ausgebildet, um den Energieverbrauch zu optimieren.

Erdinç Arslan ist Bereichsleiter Liegenschaften und Personalratsvorsitzender.

Fabian Gödderz ist stellvertretender Abteilungsleiter Studentisches Wohnen.

Andreas Krämer ist für das Energiemanagement im Werk zuständig.