Interview (v. l. n. r.): Nellie Sittig, Studentin an der Universität zu Köln, Mareike Wiggers, Abteilungsleiterin Hochschulgastronomie, Giuseppina Schieffer, Hauptkassiererin und Bistroleiterin
Die Rolle der Hochschulgastronomie im studentischen Leben
Mareike Wiggers und Giuseppina Schieffer vom Kölner Studierendenwerk und die Studentin Nellie Sittig tauschten sich in der Mensa Am Sportpark Müngersdorf über Entwicklungen und die vielfältige Bedeutung der Hochschulgastronomie im studentischen Alltag aus.
Interview und Text: Laura Blome | Fotos: Laura Blome

Die Hochschulgastronomie spielt zweifellos eine zentrale Rolle im studentischen Leben, indem sie nicht nur die Verpflegung sicherstellt, sondern auch andere wichtige Funktionen erfüllt.
Frau Sittig, Sie studieren aktuell an der Uni Köln. Um gleich einzusteigen, wie oft besuchen Sie persönlich die Mensa oder andere gastronomische Einrichtungen des Kölner Studierendenwerks?
Sittig: In etwa zwei bis drei Mal pro Woche.
Das klingt nach einer ziemlich häufigen Nutzung. Was sind Ihre persönlichen Eindrücke und Erfahrungen mit der Hochschulgastronomie?
Sittig: Im Großen und Ganzen positiv. Ich finde es gut, dass täglich eine Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten angeboten wird. Besonders mag ich die belegten Brötchen und die Tatsache, dass für den veganen Cappuccino Hafermilch verwendet wird.
Frau Wiggers und Frau Schieffer, als Beschäftigte des Kölner Studierendenwerks haben Sie einen einzigartigen Einblick in die Hochschulgastronomie. Könnten Sie uns kurz erläutern, welche Rolle die Mensa und andere gastronomische Einrichtungen Ihrer Meinung nach im studentischen Leben spielen und warum sie so wichtig sind?
Schieffer: Mensen und Bistros sind zentrale Treffpunkte auf dem Campus. Sie dienen nicht nur der Verpflegung, sondern auch als Orte zum Entspannen, Studieren und für soziale Interaktionen. Preiswerte Mahlzeiten sind besonders wichtig für Studierende mit begrenztem Budget. Darüber hinaus tragen die gastronomischen Einrichtungen dazu bei, eine Gemeinschaftsatmosphäre zu schaffen und den interkulturellen Austausch unter den Studierenden zu fördern.
Wiggers: Das kann ich nur bestätigen. Die Mensa war während meines Studiums schon mein Lieblingsort, um vor allem in den Pausen Kommilitonen*innen zu treffen und gemeinsam auf dem Campus Zeit zu verbringen.
Und aus heutiger studentischer Sicht?
Sittig: Heute ist das genauso. Die Mensen und Kaffeebars spielen weiterhin eine entscheidende Rolle für uns Studierende. Wie Frau Schieffer bereits erwähnte, bieten sie eine kostengünstige Verpflegungsmöglichkeit während des Studienalltags. Neben verschiedenen kalten Snacks stehen täglich warme Mahlzeiten zur Auswahl, die unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten gerecht werden und zu vergünstigten Preisen in der Nähe der Universität erhältlich sind. Und auch heute dienen sie noch als zentrale Anlaufstellen, an denen Studierende nicht nur essen, sondern auch soziale Kontakte knüpfen und bestehende Freundschaften vertiefen können. Sie stellen einen Raum bereit, in dem Studierende sich zwischen Vorlesungen treffen, Uni-Projekte diskutieren oder sich zum Lernen zurückziehen können.
Nutzen Sie selbst die in der Mensa zur Verfügung stehenden Orte zum Lernen oder zum Arbeiten?
Sittig: Ich nutze manchmal die Campus Lounge in der Mensa Zülpicher Straße für Gruppenarbeiten oder Besprechungen mit Kommiliton*innen. Wenn ich für mich alleine arbeite oder lerne, gehe ich dafür meistens in die Bibliothek, da es dort ruhiger ist. In beiden Fällen hole ich mir fast immer einen Kaffee an der Kaffeebar bzw. im PhilCafe und oft auch Snacks bzw. belegte Brötchen.
Welche Maßnahmen ergreift das Werk, um soziale Verantwortung zu übernehmen und sich in der Gemeinschaft zu engagieren?
Schieffer: Das Studierendenwerk übernimmt soziale Verantwortung durch Programme zur Unterstützung bedürftiger Studierender wie z. B. durch Essensmarken, die Förderung von Umwelt- und Nachhaltigkeitsinitiativen und die Verwendung von ökologischen und regionalen Produkten.
Wiggers: Des Weiteren gibt es eine Fairtrade Steuerungsgruppe und die Zusammenarbeit mit Organisationen wie Billy Green, einem Begrünungsprojekt der Universität zu Köln, ebenso wie Kleidertauschaktionen und eine Kooperation mit der Verbraucherzentrale NRW.
Welchen Einfluss hat die Qualität der Speisen auf das allgemeine Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Studierenden?
Schieffer: Die Qualität der Speisen beeinflusst das Wohlbefinden der Studierenden maßgeblich. Gute Mahlzeiten fördern die Zufriedenheit und vielfältige Speiseoptionen sowie freundliches Personal tragen dazu bei, dass sich Studierende in der Mensa oder im Bistro wohlfühlen. Zusätzlich ist die Verfügbarkeit von gesunden und vielfältigen Speiseoptionen entscheidend für das körperliche und geistige Wohlbefinden der Studierenden. Eine ausgewogene Ernährung unterstützt die Konzentration und Leistungsfähigkeit und trägt zur langfristigen Gesundheit bei.
Wiggers: Vor allem in stressigen Zeiten wie den Prüfungsphasen kann eine gezielte Ernährung eine große Rolle spielen. Daher führen wir beispielsweise eine Brain-Food-Aktion durch, um den Studierenden während dieser Zeit besonders nährstoffreiche Speisen anzubieten.
Welche konkreten Verbesserungen oder Innovationen würden Sie sich im Bereich der Hochschulgastronomie in Zukunft wünschen?
Schieffer: Es ist gut, dass es viele vegane oder vegetarische Optionen gibt, dennoch ist es wichtig, die Bedürfnisse aller Studierenden zu berücksichtigen, und dazu zählen auch fleischhaltige Gerichte.
Sittig: Bei meinen Vorschlägen und Wünschen geht es vor allem um die Beilagen: Ich wünsche mir vielfältigere Beilagensalate – momentan bestehen sie oft nur aus ein bis zwei verschiedenen Zutaten. Generell fände ich es gut, wenn man freier in der Zusammenstellung der Mahlzeit wäre – sich die gewünschten Beilagen also flexibel selbst zusammenstellen kann. Z.B. gibt es ein Gericht mit Pommes frites als Beilage, da wäre es toll, wenn man anstelle der Pommes frites auch Reis oder ein Gemüse nehmen könnte.
Und es wäre toll, wenn die Mensen länger geöffnet hätten und auch nachmittags noch warme Speisen anbieten würden.
Zudem wäre es sinnvoll, sich eine Lösung für übrig gebliebenes Essen zu überlegen, um zu vermeiden, dass es weggeworfen werden muss. Eine Möglichkeit könnte sein, sich bei Too Good To Go anzumelden, um Reste an interessierte Personen weiterzugeben. Alternativ könnte man das Essen an eine Tafel spenden oder es über Foodsharing-Verteiler an Bedürftige verteilen. Es gibt sicherlich noch weitere Optionen, die in Betracht gezogen werden könnten.
Das ist doch schon einiges an Feedback und Input. Was sagen Sie zu dem Feedback von Frau Sittig?
Wiggers: Erst einmal ist es uns wichtig, Feedback von unseren Gästen zu erhalten und ihre Wünsche so gut wie möglich zu erfüllen. Einige dieser Wünsche, die Frau Sittig aufzählt, setzen wir tatsächlich bereits um: In einigen Mensen gibt es bereits Beilagen-Buffets und in den meisten Mensen können die Gäste verschiedene Beilagen aus dem Angebot zusätzlich kaufen oder teilweise auch austauschen. Unsere größte Mensa, die Mensa Zülpicher Straße, sowie andere Mensen bieten im Semester bis 18 Uhr Essenausgabe und Verkauf an.
Auch für uns ist es wichtig, die Lebensmittelverschwendung so gering wie möglich zu halten. 2024 wird deshalb erneut eine Abfallmessung stattfinden. Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass unsere Abfallmengen gering sind, aber wir arbeiten weiterhin an Lösungen wie der „Retter-Tüte“, insbesondere in den Kaffeebars und Bistros. Die Initiative Too Good To Go ist zwar unterstützenswert, aber leider für uns in einer Zusammenarbeit nicht umsetzbar. Die Hochschulgastronomie wird sich noch weiteren Herausforderungen stellen müssen und sich an einigen Stellen verändern. Unser Ziel ist es, uns ständig zu optimieren und die Wünsche unserer Gäste zu berücksichtigen.
Wie wird denn normalerweise das Feedback der Studierenden zur Hochschulgastronomie gesammelt und umgesetzt?
Schieffer: Das Feedback der Studierenden zur Hochschulgastronomie wird auf verschiedene Weisen gesammelt. Dazu gehören Online-Umfragen, in denen die Studierenden ihre Meinung zu verschiedenen Aspekten wie zur Qualität der Speisen, zum Service oder zu den Preisen äußern können. Zudem finden persönliche Gespräche statt, bei denen Studierende direkt mit den Verantwortlichen der Hochschulgastronomie in Kontakt treten können, um ihr Feedback persönlich zu äußern.
Wiggers: Auch über soziale Medien wie Instagram können Studierende ihre Meinungen und Anregungen teilen. Über konstruktives Feedback sind wir hier immer sehr dankbar. Das gesammelte Feedback wird anschließend analysiert und soweit möglich in konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Hochschulgastronomie umgesetzt, wie die Einführung neuer Gerichte, die Optimierung des Service oder die Anpassung der Öffnungszeiten.
Was hat sich denn im Laufe der Jahre in der Hochschulgastronomie verändert?
Wiggers: Heutzutage bieten Mensen und Bistros eine größere Vielfalt an Gerichten, die verschiedene Ernährungsbedürfnisse und Präferenzen berücksichtigen, darunter auch vegane Optionen. Unsere Rezeptgruppe ist immer ganz motiviert an regionaler und kultureller Vielfalt bei den Gerichten zu arbeiten.
Schieffer: Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Nachhaltigkeit, was sich unter anderem in der Reduzierung von Lebensmittelabfällen zeigt. Außerdem wurden digitale Speisekarten eingeführt und die Mensakarte wurde durch ein neues Bezahlsystem ersetzt.
Mareike Wiggers ist seit Dezember 2020 Abteilungsleiterin der Hochschulgastronomie des Kölner Studierendenwerks.
Giuseppina Schieffer ist seit 2013 im Werk und arbeitet als Hauptkassiererin und Bistroleiterin in der Mensa Am Sportparkmüngersdorf.
Nellie Sittig studiert an der Universität zu Köln „Theorien und Praktiken professionellen Schreibens“ und arbeitet im Werk als studentische Mitarbeiterin im Bereich der Unternehmenskommunikation.